GUNDELFINGEN. Der Erfolg des ersten Informationstags hatte selbst die kühnsten Erwartungen der Planer überrascht. Acht neue Feuerwehrleute konnten die Freiwillige Feuerwehr Gundelfingen seinerzeit aufnehmen. Ein Jahr später, jetzt am Samstag, waren nun diese "Neulinge" mit dabei, um bei der Nachwuchswerbung mitzuwirken.

Beim Aktionstag am Samstag lag für diejenigen alles bereit, die selbst einmal mit Maske und Pressluftflasche es wagen wollten, ins Innere eines dicht verqualmten Zelts zu gehen. "Das ist ja unglaublich anstrengend", sagte eine junge Besucherin, als sie endlich mit der 25-Kilogramm schweren Ausrüstung heftig atmend wieder aus dem Zelt kam. Manch ein Zuschauer griff auch zum hydraulischen Spreizer, überließ es jedoch den Profis, ein Unfallauto fachmännisch zu zerteilen. Damit die Umstehenden jeden Arbeitsgriff nachvollziehen konnten, wurden die Übungen im Zeitlupentempo vorgenommen. Feuerwehrkommandant Alfred Lapp erklärte Schritt für Schritt.

Abseits der Showübungen listete Stefan Kappeler, stellvertretender Feuerwehrkommandant, allerdings ernstere Absichten auf: "Wir wollen hier auch auf die Probleme der Gundelfinger Feuerwehren aufmerksam machen". Um ruhig schlafen zu können, müsste die Gundelfinger Wehr mit ihrer Wildtäler Abteilung doppelt so viel Aktive zählen wie derzeit. 46 Feuerwehrleute für Gundelfingen und 20 für Wildtal seien einfach zu wenig. "Die Sorgen bleiben", sagt Kappeler, auch wenn durch den letztjährigen Informationstag ein überdurchschnittlicher Zugang verzeichnen konnte.
 
Der demographische Wandel in einer immer älter werdenden Gesellschaft sei eine Ursache für die dünne Personaldecke, dass es aber auch immer weniger junge Menschen gibt, die beherzt zu Wasserpumpe oder Schlauch greifen wollen, eine andere. "Wir brauchen aber unsere Feuerwehr täglich", erläuterte Bürgermeister Reinhard Bentler. "Das größte Problem besteht zwischen 7 Uhr und 16 Uhr", rechnet Kappler vor. Dann arbeitet ein Großteil der Feuerwehrleute. "Wenn dann etwas passiert, sieht es ziemlich schlecht aus." Selbst die nachwachsenden Jugendfeuerwehrmänner können bald den durch altersbedingte Austritte immer geringer werdenden Personalbestand nicht mehr auffüllen. "Ich gehe auch mal zur Feuerwehr", sagte Simon. Der Vierjährige war begeistert von den Geräten und Werkzeugen im Feuerwehrfahrzeug. Sein Freund Patrik (6) liebt die Wasserspritze und den roten Feuerlöscher, mit dem er und sein Papa versuchten, einen Grill zu löschen.

"Jeder kann sich vorstellen, er ist bei einem Verkehrsunfall eingeklemmt und wartet auf Hilfe", verdeutlichte Michael Meyer sein Interesse am Info-Tag. Es sei gar nicht auszudenken, wenn sich niemand mehr bereit erklären würde, Mitglied einer Hilfsorganisation zu werden.

"Auch wir wollen hier Nachwuchs gewinnen und auf unseren breit gefächerten Dienst aufmerksam machen", erläuterte Ernst Göpfert, Vorsitzender der DRK. Denn beim DRK sehe es in den Reihen der Aktiven ähnlich aus.

Quelle: Badische Zeitung, Geschrieben von Andrea Steinhard